Praxis differenzierte Saat Sonnenblumen/Mais, Basis EM38 bzw. Ertragskarten (aus Satellitendaten)

Die differenzierte Saat für Mais hat in den letzten Jahren massiv an Praxisrelevanz gewonnen. Hierbei wird auf die örtlichen Gegebenheiten der jeweiligen Teilflächen der Schläge eingegangen, auf den besseren Böden werden höhere Saatstärken ausgebracht als auf den schlechteren Böden. Die Spannweite der Saatstärke bestimmt der Kunde anhand der jeweiligen Sortenempfehlungen und/oder seinen Erfahrungen.

Seit dem letzten Jahr planen wir analog zum Mais auch Saatkarten für Sonnenblumen. Ein erster/einzelner erfolgreicher OFR Versuch 2022 zeigte positive Effekte auf den Ertrag, dies wollen wir in den nächsten Jahren fortsetzen.

Abbildung 1: Aussaatkarte Sonnenblumen für OFR Versuch, Datenbasis EM38

Datenbasis Bodenscanner (EM38, Top Soil Mapper)

Liegen für die Flächen Kartierungen mit einem Bodenscanner vor, lassen diese sich problemlos für die Erstellung der Saatkarten nutzen, den unterschiedlichen Zonen werden dabei verschiedene Saatstärken zugeordnet.

Datenbasis Ertragskarten (aus Satellitendaten)

Was tun, wenn keine Daten zur Bodenkartierung vorliegen? Hier hilft eine Zonierung z.B. nach Ertragsdaten aus einem relativ trockenem Jahr, in denen sich die Unterschiede in der Bodenqualität in den Erträgen der Teilfläche widerspiegeln. VORSICHT: Absolute Trockenjahre können vor allem auf Grenzstandorten eine völlig unbrauchbare Datengrundlage sein, immer das Ergebnis mit dem Wissen des Landwirts abgleichen!

Bei der Verarbeitung der Ertragsdaten hilft uns die jahrelange Erfahrung mit der Ertragskartierung diverser Mähdreschertypen. Ohne die Verfügbarkeit von Rohdaten ist deren Nutzung sehr schwierig bis unmöglich, es ist unter anderem unbedingt nötig, Spuren mit weniger als einer ganzen Schneidwerksbreite zu löschen, da hier die Werte zu ungenau sind. Leider gibt es einen neuen Trend bei den Maschinenherstellern, diese stellen die teilflächenspezifischen Erträge nur noch verarbeitet über ihre Cloudlösung zur Verfügung. Das führt zu ungenauen Karten und macht die weitere Nutzung unmöglich!

Abbildung 2: Links verarbeitete Ertragskartierung aus der Herstellercloud, rechts Ertragskarte abgeleitet aus einem Satellitenbild (Wintergerste)

Wir nutzen bei solchen Problemen aus Satellitendaten abgeleitete Ertragsdaten (siehe auch unseren Newsletter Oktober 2021). Auf der Basis eines Artikels von Franz-Xaver Maidl el.al. über die „Ableitung des teilflächenspezifischen Kornertrags von Getreide aus Reflexionsdaten“ (1) können wir diese berechnen. Dafür sind Reflexionsdaten des Bestandes zwischen EC49 und EC65 nutzbar, „funktionierende“ Fruchtarten sind Winterweizen, Wintergerste und auch Dinkel, beim Raps klappt das Verfahren leider nicht.

Abbildung 3: Signifikante lineare Korrelation zwischen S2REP (Sentinel-2) vs. Ertrag (Dinkel, aus Ertragskartierung), R² = 0,43, p-value: < 2.2e-16

Ziel ist nicht die Vorhersage der absoluten Erntemenge, sondern die Ableitung der teilflächenspezifischen Erträge aus dem Ertrag pro Schlag von der Hofwaage.

Das Thema teilflächenspezifische Saat bleibt spannend und aktuell, im nächsten Jahr hoffen wir neue OFR Versuche einrichten zu können. Interessant wäre ein Vergleich der Effekte von Saatkarten mit unterschiedlicher Datenbasis, Bodenscanner vs. Ertragsdaten.

(1) Franz-Xaver Maidl et. al.: Ableitung des teilflächenspezifischen Kornertrags von Getreide aus Reflexionsdaten in A. Meyer-Aurich et al.: Digitalisierung in kleinstrukturierten Regionen, Lecture Notes in Informatics (LNI), Gesellschaft für Informatik, Bonn 2019, S. 131- 134

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