Teilflächenbewirtschaftung – wirklich wirtschaftlich ernüchternd?

Vor Kurzem erschien in den DLG-Mitteilungen 5/2025 ein interessanter Artikel: „Teilflächenbewirtschaftung – Die nackten Zahlen sind ernüchternd„. Darin geht es um die Ergebnisse des Diabek-Projekts, bei dem von 2020 bis 2023 in 30 On-Farm-Versuchen teilflächenspezifische Technologien getestet wurden – meist als randomisierte, mehrfach wiederholte Streifenversuche. Untersucht wurden pflanzenbauliche, ökonomische und betriebswirtschaftliche Effekte, wobei die Standorte hauptsächlich in Mittelfranken lagen.

Abbildung 1: Projekt Diabek

Bevor wir in die Details einsteigen, eine persönliche Anmerkung zur betriebswirtschaftlichen Bewertung: Hier spielen auch Opportunitätskosten eine Rolle – also was das eingesetzte Kapital alternativ hätte erwirtschaften können. Da kommt mir sofort die ewige Solarenergie-Diskussion in den Sinn: Rein rechnerisch wäre es für viele Betriebe lukrativer, Ackerflächen mit Modulen statt mit Mais zu „bestücken“. Trotzdem bleiben die meisten Bauern beim klassischen Pflanzenbau – warum eigentlich?

Das gleiche Spiel beim Jobvergleich: Theoretisch könnten viele Landwirte in der Industrie oder im Büro mehr verdienen. Praktisch ziehen es aber offenbar die meisten vor, ihr eigener Chef zu bleiben und an der frischen Luft zu arbeiten.

Vielleicht sollte man bei all den Zahlen und Kennziffern nicht vergessen, dass Landwirtschaft eben nicht nur ein Business wie jedes andere ist 😉

Teilflächenbewirtschaftung gleich Teilflächenbewirtschaftung?

Die am Markt verfügbaren Verfahren der Teilflächenbewirtschaftung unterscheiden sich deutlich, im direkten Vergleich gibt es teilweise sehr unterschiedliche Ergebnisse. Somit ist eine Verallgemeinerung der Angebote schwer möglich (siehe „Über die Präzision im Precision Farming„).

Raps: Der unterschätzte Star der teilflächenspezifischen N-Düngung!

Im Projekt wurden Effekte in verschiedene Kulturen erfasst – ließ jedoch ausgerechnet den Raps außen vor. Dabei zeigen unsere Erfahrungen, dass gerade im Raps die größten Effekte durch angepasste und differenzierte Düngung erzielt werden. Abhängig von der Herbstentwicklung lassen sich in der Teilfläche signifikante N-Einsparungen ohne negative Ertragsauswirkungen erzielen (siehe „Versuchsauswertung Rapsdüngung (rotes Gebiet)„). Indem Raps ignoriert wurde, erscheint die teilflächenspezifische N-Düngung pauschal schlechter, als sie tatsächlich ist!

Abbildung 2: N-Applikationskarte Winterraps nach Messung N-Aufnahme im Herbst

Kosten? Vieles ist vermeidbar – Sentinel 2 beweist es!

Ein häufiges Argument gegen Teilflächenbewirtschaftung sind die hohen Kosten für Datenerhebung. Doch hier lohnt ein genauer Blick: Sentinel-2 Satellitendaten als Datengrundlage sind kostenlos und bieten eine hervorragende Grundlage für Fernerkundung und Zonenkarten. Die Wolkenproblematik wird Schritt für Schritt gelöst. Auf aufwendige Online-Sensorik kann damit immer mehr verzichtet werden.

Dienstleister mit definierten Hektarpreisen pro erstellter Applikationskarte machen die Kosten transparent. Viele Betriebe nutzen ihr breit vorhandenes Wissen in der Abarbeitung von Applikationskarten und reduzieren so die Einstiegshürden deutlich.

Komplexität? Oft übertrieben dargestellt!

Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung wurde im Originalartikel als zu komplex und wissensintensiv dargestellt. Doch in der Nutzung von Applikationskarten verfügen viele Landwirte bereits über das nötige Know-how um teilflächenspezifisch zu arbeiten. Oft reichen einfache Tools und eine schrittweise Einführung, um erste Erfolge zu erzielen.

Die wichtigste Botschaft: Versuche, Versuche, Versuche!

Ein Punkt des Originalartikels verdient uneingeschränkte Zustimmung: Die Praxis entscheidet. Teilflächenbewirtschaftung lebt vom Ausprobieren und Anpassen. Welche Verfahren im eigenen Betrieb welche Effekte zu erzielen, nur Versuche zeigen es, aber nur wer beginnt kann Erfahrungen sammeln und sich dann kontinuierlich verbessern („On Farm-Research (OFR) – Forschung auf dem eigenen Betrieb, eine Grundlage für fundierte wissensbasierte Entscheidungen„).

Unser Fazit!

Statt pauschaler Skepsis braucht es eine differenzierte Betrachtung. Raps zeigt, wie effektiv Teilflächenbewirtschaftung sein kann, und viele Betriebe sind besser vorbereitet, als manche Studie vermuten lässt. Der Schlüssel liegt im Ausprobieren und Optimieren – denn nur wer überhaupt anfängt, kann auch profitieren!

Fragen Sie uns, wir freuen uns auf Ihre Aufgaben! Unsere Spezialität sind betriebsspezifische Lösungen, wir schätzen Sie und Ihre Herausforderungen =;-).

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