Agritechnica 2017 – Giganten auf dem Acker und Precision Farming lebt!

Alle zwei Jahre zur Agritechnica rückt die Landwirtschaft in den Focus der „normalen“ Medien und da lassen die eher nicht landwirtschaftsaffinen Redakteure ihrer Kreativität freien Lauf, mein Überschriftenfavorit kommt dieses Jahr vom Handelsblatt:

Giganten auf dem Acker

Giganten versus Schwarm
Wenn man sich die Entwicklung der PS Zahlen von landwirtschaftlichen Maschinen in den letzten Jahren betrachtet, zeigt diese ungebrochen noch oben. Die Diskussion über Lösungen das zu ändern, ist in den letzten Monaten intensiv geführt worden. Das Projekt „Mars“ (praktisch Mais drillen mit autonomen Systemen) von Fendt fristete allerdings auf der agritechnica, trotz Silbermedaille, nur ein Schattendasein in einer Standecke, das sah nicht nach Aufbruch aus. Das andere öffentlichkeitswirksame Projekt „Feldschwarm“ der TU Dresden, WTK Elektronik Neustadt, John Deere und anderen war auf der Agritechnica nicht vertreten.

Abbildung 1: Roboter “Xaver“ des Forschungsprojekts MARS (Mobile Agricultural Robot Swarms)

Ich denke, dass das Thema „Technik“- Schwarm auf der Straße, in der Luft, auf dem Acker, auf einem Schlachtfeld als Waffe (verstörend ab 5:20 unter https://youtu.be/9CO6M2HsoIA) im Fokus von aktuellen Entwicklungsarbeiten steht, technisch kann sich da die Landtechnik bei industriellen Vorarbeiten im Bereich Software bedienen. Interessant ist die geplante Größe der Schwarmmitglieder, beim Xaver kann man sich aufgrund der Größe z.B. eine Eignung für die Bodenbearbeitung schwer vorstellen.
Im Projekt „Feldschwarm“ geht es darum, den Trend der Landtechnik zu immer größeren Einheiten bei Gewicht und Leistung zu brechen und kleinere, leichtere Schwarmeinheiten zu schaffen (aber wesentlich größer als „Xaver“).
Was allerdings den Einsatz eines „Feldschwarms“ bei schwierigen Verhältnissen, wie z.B. der diesjährigen Rapsaussaat in Ostsachsen, auf einem steinigen Feld unter nassen Bedingungen angeht, bleiben für mich einige Fragen offen. Wie bei der daraus folgenden Materialbelastung Personal eingespart werden kann, sehe ich kritisch; permanent gab es Reparaturen bei der eingesetzten Technik nach Ausfällen/Defekten. Was hier an Fahrern eingespart wird, müsste durch mehr Techniker kompensiert werden.
Obwohl, eine Aufgabe sehe ich da für einen Schwarm, das Steinesammeln nach dem Grubbern, hier könnte ein Steinesammelschwarm mit geeigneter Sensorik eine wesentlich höhere Arbeitsqualität liefern als die menschlichen Sammler/Fahrer!
Ein weiteres Thema des Projekts ist die Vermeidung von Bodenverdichtungen. Dies ist sicher keine neue Problematik, Verdichtungen habe ich konkret in meiner Lehrzeit Anfang der 80er Jahre auf mecklenburgischen Feldern erleben dürfen und da waren die Leistungen und Gewichte der eingesetzten Landtechnik weit unter dem heutigen Niveau. Also die alleinige Leistungs- und Gewichtsreduzierung der eingesetzten Technik löst dieses Problem nach meiner Meinung nicht. Ich denke, dass durch die Trennung von Fahrspuren und Wuchsbereich im Bereich Bodenverdichtung viel erreicht werden kann (SLS Spurleitplanung/CTF Controlled Traffic Farming), aber vielleicht fährt der Schwarm ja auch auf vorgeplanten Spuren?!
Trotzdem bleibt das Thema Schwarm spannend und ich lasse mich gerne davon überzeugen das ich mit meiner Kritik unrecht habe!

Precision Farming lebt!
Wie auch immer es heute heißt, ob Smart Farming, Precision Farming oder Digital Farming, im Bereich der präzisen Agronomie geht es immer gleichbleibend darum, Betriebsmittel (Dünger, Pflanzenschutzmittel,…) angepasst (Zeitpunkt, Ausbringmenge) und differenziert in der Fläche (nach Biomasse, nach N-Aufnahme) auszubringen. Wie auf der Agritechnica zu sehen, helfen eine Unmenge von Apps bei der Feststellung des richtigen Zeitpunkts einer Applikation und der Höhe der Ausbringmenge (Schadschwellen bei Pflanzenkrankheiten und Schädlingen, Nährstoffmangel, N-Aufnahme,…), die Verteilung in der Fläche erfolgt aufgrund von Satellitendaten, Drohnendaten, Online Sensoren und daraus abgeleiteter Indizes. Das ist Smart, Präzise und durch die Funktionsweise von PC/Handy/Tablet immer mittels digitaler Datenverarbeitung entstanden.
Der Landwirt muss jetzt nur noch den Überblick über alle Apps, Tools und Portale behalten.

Trends im Pflanzenschutz
Ein Bild in der Halle 15 zeigt alle aktuellen Trends im Pflanzenschutz, auf die mir wichtigsten möchte ich näher eingehen.

Abbildung 2: Dieses Bild aus der Halle 15 zählt die aktuellen Trends im Bereich Pflanzenschutz auf.

Mechanischer Pflanzenschutz
Zwei Silbermedaillen gab es im Bereich mechanischen Pflanzenschutz. Neben John Deere mit ihrer traktorintegrierten aktiven Anbaugerätelenkung für Hochleistungshacken, welche einen extra Verschieberahmen überflüssig macht, gab es die Silbermedaille für eine 3D Reihenkamera von Claas/Einböck, die die Reihenerkennung auch bei starker Verunkrautung ermöglicht.

Abbildung 3: Stereoskopische Reihenkamera CULTI CAM für mechanische Hacken

Aber auch für vorhandene Technik gibt es eine Reihe von Nachrüstlösungen zur Reihenführung des Verschieberahmens für die mechanischen Hacken, z.B. von Reichhardt. Die Renaissance der Hacke auf neuem Niveau ist in der Praxis angekommen!
Abbildung 4: Verschieberahmen und Ultraschall- Reihenabtastung von PSR SONIC

Robotik
In der Halle 15 gab es weiter eine auf dem BoniRob basierende Bodenkomponente des Schwarms aus dem Projekt flourish-project.eu zu sehen, der am Boden Pflanzen beobachtet und untersucht sowie Unkraut „vernichtet“.
Ich denke, die Praktiker haben noch eine ganze Weile bis zur Praxistauglichkeit dieses Gerätes zu warten.
Abbildung 5: BoniRob aus dem Flourish Forschungsprojekt

Digitalisierung
Hier kann ich auf den Punkt „Precision Farming lebt“ aus diesem Newsletter verweisen. Ein Projekt der Bayer AG „xarvio“ fiel besonders auf, mit dem Field Manager kann der Anwender den Pflanzenschutz angepasst und differenziert in seinem Betrieb managen. Mit der Übernahme von großen Teilen der proPlant hat sich die Bayer AG eine fachlich fundierte Basis gesichert und das merkt man auch. Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten der Software- und Landtrechnikbranche wird hier eher auf Kooperationen gesetzt, als alles nochmals von vorne zu entwickeln und das auch mit eher kleinen Partnern. Das ist zum einen sympathisch aber auch effizient.

Abbildung 6: Stand von „xarvio“ auf der Agritechnica 2017

Fragen Sie uns, wir freuen uns auf Ihre Aufgaben und schätzen Ihre Herausforderungen.

Unsere Kontaktdaten sind:

exagt@exagt.de oder persönlich:

arnim.grabo@exagt.de
+49 (0) 176 72588814, +49 (0) 34324 269737

andreas.schmidt@exagt.de
+49 (0) 173 352 8960, +49 (0) 34324 269739

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Agronomie, Technik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.